Karl Karner
Aus Samtkasten
Karl Karners aktuelle skulpturale Arbeiten aus der Samtkasten-Serie changieren zwischen gestischer Spur im Arbeitsprozess und Formenrelikten, die die Natur selbst hervorgebracht hat. „Informel meets Nature“. Ausgangsprodukt ist im Wasser gezogenes Wachs, das im gehärteten Zustand in Bronze gegossen wird. Intention und Führung des Künstlers bei der Arbeit stehen Zufall und natürlichen Gesetzmäßigkeiten in der Formwerdung entgegen. Man wird unwillkürlich an die Bleigussrituale zu Sylvester erinnert: Amorphe, formale Konstellationen für allerhand Assoziationsspielraum: Geisterschiffe, Korallenriffe, Kristallwelten, fantastisch apokalyptische Landschaften. Trotz festem Zustand scheint alles in Bewegung, in permanenter Mutation. Eine Ursuppe von Leben und Vergehen. Bei Nahsicht verwandelt sich die Oberfläche in eine monströse Karstlandschaft, in die wir uns verkriechen. Andere Stellen werden weich wie Haut oder falten sich wie Gewänder, dann wieder gebrochen durch das Spitze von Weinstockreben, Nägeln oder Geweihresten. Ein ständiges Wechselspiel von Bedeutungs- bzw. Gegenstandsträger und autonomer Materialqualität der Skulptur tritt in Kraft. Informellen Spuren des Arbeitsvorgangs als Materie versus Abguss der Natur.
Auszug aus dem Text "Informel meets Nature: Karl Karners aktuelle Skulpturen" von Florian Steininger
2013